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Buchtipp zum 1. Advent – Ein geheimnisvolles Grab unter der Schwelle

Zum 1. Advent schlage ich die erste Seite der Geschichte für euch auf und präsentiere eine Leseprobe:

Ein geheimnisvolles Grab unter der Schwelle von Petra Starosky

„Schönen Urlaub, Frau Moosbach.“

„Danke, Chef! Bis übernächsten Montag dann!“

Er winkte ihr kurz zu, bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.

Carina Moosbach atmete erleichtert auf, als ihr Chef bereits eine halbe Stunde vor Feierabend das Büro verließ. So zögerte sich ihr spontaner Kurzurlaub nicht durch Überstunden hinaus.

Erst Anfang der Woche kam ihr die Idee, sich für ein paar Tage frei zunehmen. Sie hatte eigentlich nichts besonderes vor, vielleicht ein bisschen bummeln gehen, endlich den lange versprochenen Kaffee mit ihrer Freundin trinken, aber auf jeden Fall viel schlafen und um jedwede Aufregung einen großen Bogen machen. Der Job war in den letzten Wochen mehr als stressig gewesen. Diese kleine Auszeit hatte sie sich redlich verdient.

Schnell schaute sie noch einmal durch die Büros, ob alle Fenster geschlossen sind und das Licht ausgeschaltet ist. In der Küche verstaute sie kopfschüttelnd die Kondensmilch im Kühlschrank.

„Können die Jungs die Milch nicht zurückstellen? Übers Wochenende wird sie doch sauer! Und dann sind die Jungs sauer.“

Zufrieden schaltete sie schließlich ihren Computer aus.

Gerade als sie ihre Jacke aus der Garderobe holte, begann ihr Handy zu klingeln.

„Ach nö!“, stöhnte sie. „Was hat der Chef denn jetzt wieder vergessen.“ Leichtsinnigerweise hatte sie ihm vor kurzem ihre private Nummer für den Notfall gegeben. Seitdem kam es schon mal vor, dass er sie auf dem Heimweg anrief, wenn ihm noch etwas „Wichtiges“ eingefallen war.

Carina überlegte, ob sie das Klingeln einfach überhören sollte. Aber das brachte sie dann doch nicht fertig.

„Moosbach!“, meldete sie sich mit leicht gereiztem Ton.

„Guten Tag, Frau Moosbach! Ich hoffe, ich unterbreche Sie nicht bei einer dringenden Arbeit“, begrüßte sie eine andere, wohlbekannte Stimme.

„Dr. Tymann, das ist ja eine Überraschung. Wie geht es Ihnen?“

„Danke, gut. Haben Sie einen Moment Zeit für mich?“

„Aber immer!“ Carina freute sich ehrlich, von ihrem ehemaligen Kollegen zu hören.

„Ich wollte gerade Feierabend machen. Warten Sie kurz, ich ziehe mir schnell die Jacke an und schließe das Büro ab.“

Wenige Augenblicke später verließ sie das Bürogebäude mit dem Handy am Ohr.

„So, nun können wir plaudern. Was kann ich denn für Sie tun?“

Dr. Tymann holte tief Luft am anderen Ende der Leitung.

„Ich hatte Ihnen doch bestimmt erzählt, dass ich seit einiger Zeit als freier Bausachverständiger arbeite.“ Carina nickte, auch wenn ihr Gesprächspartner es nicht sehen konnte.

„Ich habe da gerade einen sehr seltsamen Auftrag. Zwei … ähm … Damen baten mich um gutachterliche Hilfe. Frau Kaltenegger hat die alte Schmiede am Nöckbach gekauft. Sie erinnern sich doch bestimmt an das kleine Schlösschen bei Pillnitz? Unsere gemeinsame Geschäftsleitung hegte damals den Plan, das halbverfallene Gemäuer zu kaufen und zu sanieren.“

„Ja sicher. Aber gab es da nicht ein paar Problemchen – mit den Fledermäusen?“

„Richtig, deshalb verzichtete man auf das Projekt.

Die Schmiede liegt ein Stück von diesem Schlösschen entfernt in einem Tal der Elbhänge.

Das Gebäude ist recht alt, historisch. Schon im 12. Jahrhundert könnte an der Stelle ein Hof gewesen sein, eine Mühle vielleicht oder auch bereits eine Schmiede. Das jetzige Haus ist noch nicht ganz so alt. Der Schlussstein besagt 1781.“

Carina hörte aufmerksam zu, ahnte aber nicht, warum er ihr das alles erzählte.

„Nun, heute habe ich eine erste Begehung vorgenommen. Das Haus ist in gar keinem so schlechten Zustand. Indes, der Keller birgt so einige Überraschungen.“

„Schimmel oder Schätze?“

Dr. Tymann lachte leise, wie es seine Art war.

„Soweit ich das im Vorfeld in Erfahrung bringen konnte, ist das Haus auf einen Granitfels hoch über dem Nöckbach gebaut. Das untere Stockwerk sollte eigentlich trocken sein, daher hatte ich Schimmel nicht unbedingt erwartet. Aber das, was ich vorfand, erst recht nicht.“

Er schwieg kurz und holte tief Luft. Carina lauschte neugierig.

„Ein Großteil der Wände ist mit außergewöhnlichen Schimmelblüten übersät. Jedoch ist das kein gewöhnlicher Schimmel.“

‚Er macht es reichlich spannend‘, dachte Carina belustigt.

„Mit Mauersalpeter hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.“

„Was ist das?“

„Das sind Mauerwerksausblühungen, die durch Tierexkremente entstehen können. Also wenn der Haustierurin mit dem Mörtel zusammentrifft …“

Bevor Dr. Tymann zu einer ausschweifenden Erklärung ansetzen konnte, unterbrach ihn Carina: „Wie kamen denn Tiere in den Keller?“

„Ja, genau hier wird es interessant. Ich wunderte mich über das Schadensbild und begann, das Mauerwerk genauer zu untersuchen. Dabei stieß ich auf eine zugemauerte Öffnung. Sie muss früher als Stalltür gedient haben, denn sie führt unterhalb der Schmiede hinaus auf eine Wiese. Die Steine ließen sich recht leicht herausdrücken.“

„War das nicht riskant, einfach ein Stück der Grundmauern zu entfernen?“

„Natürlich! Ohne einen Statiker sollte man keine Mauern herausbrechen. Aber ich habe zum Glück nicht Hand angelegt. Der Sohn der Bauherrin trat einfach mal gegen die Steine. Das ist vielleicht ein Früchtchen!“

Carina meinte, sein ärgerliches Kopfschütteln zu hören.

„Aber es ist nichts Schlimmeres passiert, als dass es jetzt eine Öffnung im Keller gibt, die einen Blick auf den Nöckbach erlaubt. Aber dieser Lausebengel beließ es nicht bei dieser einen Schandtat. Während ich mit der Bauherrin und ihrer Freundin nach draußen ging, um den Durchbruch von der Bachseite anzusehen, hatte er nichts Besseres zu tun, als weiter an den Steinen zu polken. Gerade als wir die Stelle gefunden hatten, begann dieser Malte plötzlich fürchterlich zu kreischen. Die Mutter rannte natürlich – haste, was kannste – zurück. Ich folgte ihr. Und mir bot sich ein wahrlich seltsamer Anblick: Der Junge, gerade noch der Coole mit großer Klappe, verkroch sich unter Mamas Rockschößen.“

Die Schadenfreude in seiner Stimme war nicht zu überhören.

„Sie zeigte nur schreckensbleich auf die Wandöffnung. Glauben Sie mir, ich bin so leicht nicht aus der Fassung zu bringen. Aber, was ich zu sehen bekam, verschlug mir doch die Sprache. Stellen Sie sich vor, aus dem freigelegten Schwellenbereich grinste mich ein Totenschädel an.“

Carina sog überrascht die Luft ein. „Ist das etwa ein Menschenschädel?“

„Ja, da bin ich mir ganz sicher. Doch es kommt noch besser: Der Knochenkopf ist klein, wie von einem Kind, und er befindet sich nicht dort, wo er hingehört!“

Dr. Tymann machte eine bedeutungsvolle Pause.

Carina überkam eine seltsame Ahnung. Sie war nicht nur Sekretärin, sondern auch Hobbyschriftstellerin. Ihr Lieblingsthema waren Geschichten über den Aberglauben, die sie oft mit Dämonen und Untoten bereicherte. Diese Entdeckung erinnerte sie sofort an mittelalterliche Bauopfer.

„Frau Wulfing, Freundin der Bauherrin, behauptet sogar, dass es sich um einen Vampir handelt. Und dem ersten Anschein nach möchte ich ihr eigentlich zustimmen.“

„Ist das Ihr Ernst? Sie glauben, dass es ein Kindervampir sein könnte?“

Carina schnappte perplex nach Luft. Sie traute Dr. Tymann so einiges zu, vor allem viel Wissen, aber dass er ernsthaft die Vampiridee in Betracht zog, überraschte sie.

Die ganze Geschichte ist im Buchhandel, im Internet bei BoD und direkt bei der Autorin erhältlich.

Originalausgabe © 2018
Petra Starosky

Alle Rechte vorbehalten

http://www.Petra-Starosky.de

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand, Norderstedt.
ISBN: 9783748131540