Buchtipp zum 1. Advent – Ein geheimnisvolles Grab unter der Schwelle

Zum 1. Advent schlage ich die erste Seite der Geschichte für euch auf und präsentiere eine Leseprobe:

Ein geheimnisvolles Grab unter der Schwelle von Petra Starosky

„Schönen Urlaub, Frau Moosbach.“

„Danke, Chef! Bis übernächsten Montag dann!“

Er winkte ihr kurz zu, bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.

Carina Moosbach atmete erleichtert auf, als ihr Chef bereits eine halbe Stunde vor Feierabend das Büro verließ. So zögerte sich ihr spontaner Kurzurlaub nicht durch Überstunden hinaus.

Erst Anfang der Woche kam ihr die Idee, sich für ein paar Tage frei zunehmen. Sie hatte eigentlich nichts besonderes vor, vielleicht ein bisschen bummeln gehen, endlich den lange versprochenen Kaffee mit ihrer Freundin trinken, aber auf jeden Fall viel schlafen und um jedwede Aufregung einen großen Bogen machen. Der Job war in den letzten Wochen mehr als stressig gewesen. Diese kleine Auszeit hatte sie sich redlich verdient.

Schnell schaute sie noch einmal durch die Büros, ob alle Fenster geschlossen sind und das Licht ausgeschaltet ist. In der Küche verstaute sie kopfschüttelnd die Kondensmilch im Kühlschrank.

„Können die Jungs die Milch nicht zurückstellen? Übers Wochenende wird sie doch sauer! Und dann sind die Jungs sauer.“

Zufrieden schaltete sie schließlich ihren Computer aus.

Gerade als sie ihre Jacke aus der Garderobe holte, begann ihr Handy zu klingeln.

„Ach nö!“, stöhnte sie. „Was hat der Chef denn jetzt wieder vergessen.“ Leichtsinnigerweise hatte sie ihm vor kurzem ihre private Nummer für den Notfall gegeben. Seitdem kam es schon mal vor, dass er sie auf dem Heimweg anrief, wenn ihm noch etwas „Wichtiges“ eingefallen war.

Carina überlegte, ob sie das Klingeln einfach überhören sollte. Aber das brachte sie dann doch nicht fertig.

„Moosbach!“, meldete sie sich mit leicht gereiztem Ton.

„Guten Tag, Frau Moosbach! Ich hoffe, ich unterbreche Sie nicht bei einer dringenden Arbeit“, begrüßte sie eine andere, wohlbekannte Stimme.

„Dr. Tymann, das ist ja eine Überraschung. Wie geht es Ihnen?“

„Danke, gut. Haben Sie einen Moment Zeit für mich?“

„Aber immer!“ Carina freute sich ehrlich, von ihrem ehemaligen Kollegen zu hören.

„Ich wollte gerade Feierabend machen. Warten Sie kurz, ich ziehe mir schnell die Jacke an und schließe das Büro ab.“

Wenige Augenblicke später verließ sie das Bürogebäude mit dem Handy am Ohr.

„So, nun können wir plaudern. Was kann ich denn für Sie tun?“

Dr. Tymann holte tief Luft am anderen Ende der Leitung.

„Ich hatte Ihnen doch bestimmt erzählt, dass ich seit einiger Zeit als freier Bausachverständiger arbeite.“ Carina nickte, auch wenn ihr Gesprächspartner es nicht sehen konnte.

„Ich habe da gerade einen sehr seltsamen Auftrag. Zwei … ähm … Damen baten mich um gutachterliche Hilfe. Frau Kaltenegger hat die alte Schmiede am Nöckbach gekauft. Sie erinnern sich doch bestimmt an das kleine Schlösschen bei Pillnitz? Unsere gemeinsame Geschäftsleitung hegte damals den Plan, das halbverfallene Gemäuer zu kaufen und zu sanieren.“

„Ja sicher. Aber gab es da nicht ein paar Problemchen – mit den Fledermäusen?“

„Richtig, deshalb verzichtete man auf das Projekt.

Die Schmiede liegt ein Stück von diesem Schlösschen entfernt in einem Tal der Elbhänge.

Das Gebäude ist recht alt, historisch. Schon im 12. Jahrhundert könnte an der Stelle ein Hof gewesen sein, eine Mühle vielleicht oder auch bereits eine Schmiede. Das jetzige Haus ist noch nicht ganz so alt. Der Schlussstein besagt 1781.“

Carina hörte aufmerksam zu, ahnte aber nicht, warum er ihr das alles erzählte.

„Nun, heute habe ich eine erste Begehung vorgenommen. Das Haus ist in gar keinem so schlechten Zustand. Indes, der Keller birgt so einige Überraschungen.“

„Schimmel oder Schätze?“

Dr. Tymann lachte leise, wie es seine Art war.

„Soweit ich das im Vorfeld in Erfahrung bringen konnte, ist das Haus auf einen Granitfels hoch über dem Nöckbach gebaut. Das untere Stockwerk sollte eigentlich trocken sein, daher hatte ich Schimmel nicht unbedingt erwartet. Aber das, was ich vorfand, erst recht nicht.“

Er schwieg kurz und holte tief Luft. Carina lauschte neugierig.

„Ein Großteil der Wände ist mit außergewöhnlichen Schimmelblüten übersät. Jedoch ist das kein gewöhnlicher Schimmel.“

‚Er macht es reichlich spannend‘, dachte Carina belustigt.

„Mit Mauersalpeter hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.“

„Was ist das?“

„Das sind Mauerwerksausblühungen, die durch Tierexkremente entstehen können. Also wenn der Haustierurin mit dem Mörtel zusammentrifft …“

Bevor Dr. Tymann zu einer ausschweifenden Erklärung ansetzen konnte, unterbrach ihn Carina: „Wie kamen denn Tiere in den Keller?“

„Ja, genau hier wird es interessant. Ich wunderte mich über das Schadensbild und begann, das Mauerwerk genauer zu untersuchen. Dabei stieß ich auf eine zugemauerte Öffnung. Sie muss früher als Stalltür gedient haben, denn sie führt unterhalb der Schmiede hinaus auf eine Wiese. Die Steine ließen sich recht leicht herausdrücken.“

„War das nicht riskant, einfach ein Stück der Grundmauern zu entfernen?“

„Natürlich! Ohne einen Statiker sollte man keine Mauern herausbrechen. Aber ich habe zum Glück nicht Hand angelegt. Der Sohn der Bauherrin trat einfach mal gegen die Steine. Das ist vielleicht ein Früchtchen!“

Carina meinte, sein ärgerliches Kopfschütteln zu hören.

„Aber es ist nichts Schlimmeres passiert, als dass es jetzt eine Öffnung im Keller gibt, die einen Blick auf den Nöckbach erlaubt. Aber dieser Lausebengel beließ es nicht bei dieser einen Schandtat. Während ich mit der Bauherrin und ihrer Freundin nach draußen ging, um den Durchbruch von der Bachseite anzusehen, hatte er nichts Besseres zu tun, als weiter an den Steinen zu polken. Gerade als wir die Stelle gefunden hatten, begann dieser Malte plötzlich fürchterlich zu kreischen. Die Mutter rannte natürlich – haste, was kannste – zurück. Ich folgte ihr. Und mir bot sich ein wahrlich seltsamer Anblick: Der Junge, gerade noch der Coole mit großer Klappe, verkroch sich unter Mamas Rockschößen.“

Die Schadenfreude in seiner Stimme war nicht zu überhören.

„Sie zeigte nur schreckensbleich auf die Wandöffnung. Glauben Sie mir, ich bin so leicht nicht aus der Fassung zu bringen. Aber, was ich zu sehen bekam, verschlug mir doch die Sprache. Stellen Sie sich vor, aus dem freigelegten Schwellenbereich grinste mich ein Totenschädel an.“

Carina sog überrascht die Luft ein. „Ist das etwa ein Menschenschädel?“

„Ja, da bin ich mir ganz sicher. Doch es kommt noch besser: Der Knochenkopf ist klein, wie von einem Kind, und er befindet sich nicht dort, wo er hingehört!“

Dr. Tymann machte eine bedeutungsvolle Pause.

Carina überkam eine seltsame Ahnung. Sie war nicht nur Sekretärin, sondern auch Hobbyschriftstellerin. Ihr Lieblingsthema waren Geschichten über den Aberglauben, die sie oft mit Dämonen und Untoten bereicherte. Diese Entdeckung erinnerte sie sofort an mittelalterliche Bauopfer.

„Frau Wulfing, Freundin der Bauherrin, behauptet sogar, dass es sich um einen Vampir handelt. Und dem ersten Anschein nach möchte ich ihr eigentlich zustimmen.“

„Ist das Ihr Ernst? Sie glauben, dass es ein Kindervampir sein könnte?“

Carina schnappte perplex nach Luft. Sie traute Dr. Tymann so einiges zu, vor allem viel Wissen, aber dass er ernsthaft die Vampiridee in Betracht zog, überraschte sie.

Die ganze Geschichte ist im Buchhandel, im Internet bei BoD und direkt bei der Autorin erhältlich.

Originalausgabe © 2018
Petra Starosky

Alle Rechte vorbehalten

http://www.Petra-Starosky.de

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand, Norderstedt.
ISBN: 9783748131540

Ein geheimnisvolles Grab unter der Schwelle – der etwas andere Booktrailer

Es hat ja eine Weile gedauert, aber nun ist er fertig – der Booktrailer zu meinem Buch

„Ein geheimnisvolles Grab unter der Schwelle“.

Diesmal erzählt eine Romanfigur über die Geschichte, lasst euch überraschen, wer es ist und was verraten wird.

Das Buch ist erhältlich im Buchhandel – on- und offline – und bei BoD

Buch
E-Book
9783748131540
9783748187165 

Walpurgisnacht 2020

In diesem Jahr ist ja vieles anders – keine Partys mit Freunden, Masken beim Einkaufen Pflicht, statt verboten …

Doch was war mit der Walpurgisnacht? Hält das Virus auch Hexen und Teufel im Griff oder lassen sie sich davon nicht beeindrucken?

Lest eine kleine Geschichte, wie es dem Teufel in diesem Jahr erging:

 

 

Walpurgisnacht – Im Banne der Corona

Die alte Vettel von Nessebar

Lesehäppchen aus „Das Dämonenamulett“

In Gedanken versunken spazierte Shaban durch die Gassen der Stadt.
Er nahm nicht den direkten Weg zum Ufer, sondern beschloss, den Tag
zu einem ausgiebigen Bummel über den Markt zu nutzen. Viel zu lange
war er nicht mehr aus dem Haus gekommen. Und Meister Sideris hatte
ihm keine Eile aufgetragen!
Die Sonne wärmte seine Haut, ein sanfter Wind fuhr ihm durchs Haar.
Erst als die Mittagszeit längst vorüber war, machte er sich auf die Suche
nach der Alten. Eine ungefähre Ahnung wies ihm den Weg.
Es dauerte nicht lange, bis er die verfallenen Katen am Ufer des
Schwarzen Meeres erreichte.
Möwen balgten sich in der Nähe lärmend um ein kindergroßes Stück
Aas. Es stank nach Fisch und Abfällen.
Misstrauische Blicke bohrten sich in seinen Rücken.
Er ging nun doch schneller, um seinen Auftrag zu erledigen. Die Gegend
behagte ihm nicht.
Er fand die Alte ganz in der Nähe vor ihrer Kate sitzen.
Mit gichtigen Fingern flickte sie an einem Fischernetz. Sie schaute nicht
auf, als er zu ihr trat.
„Guten Tag, Mütterchen“, grüßte Shaban höflich. „Meister Sideris
schickt mich mit einer Botschaft.“

Unbeirrt fuhr sie in ihrer Arbeit fort. Shaban war sich nicht sicher, ob sie
ihn überhaupt hörte.
‚Wenn ihre Ohren so verrunzelt sind wie ihr Gesicht, werden meine
Worte wohl kaum zu ihrem Geist durchdringen können’, fürchtete er.
Sollte er lauter reden?
Er versuchte es noch einmal.
„Mütterchen, Meister Sideris bittet Euch in sein Haus und lässt Euch
diesen Beutel als Einladung überbringen.“
„Beutel? Zeig her!“
Geschickter als Shaban ihr zugetraut hätte, griff sie nach den Münzen.
Erst hielt sie sich eine dicht vor ihre Augen, dann schob sie sie halb in
ihren Mund. Dabei entblößte sie fauliges Zahnfleisch, wo Zähne sein
sollten.
Shaban wandte sich angewidert ab.
Schließlich schien sie das Angebot für annehmbar zu befinden.
„Gut, gut.“
Sie legte ihr Netz beiseite und erhob sich schwerfällig. Auf einen Stock
gestützt humpelte sie in die Kate. Kurz darauf kehrte sie zurück.
„Worauf wartest du? Gehen wir endlich!“
Sie kamen nur mühsam voran. Die Alte musste immer wieder stehen
bleiben, um sich zu verschnaufen.
Shaban fühlte sich langsam gereizt.
‚Was mochte Sideris von ihr wollen?’, fragte er sich.
Es blieb ihm genügend Zeit, das Hutzelweib zu betrachten. Klein und
knochig war sie. Das Gesicht entstellt von Narben, Falten und einer
schier riesigen Nase. Die blutleeren Lippen um ihren zahnlosen Mund
waren kaum mehr als ein heller Strich.
Die kleinen Augen blitzten boshaft unter ihrem wirren Haar hervor.
‚Wahrlich ein hässliches Antlitz!’
Endlich, kurz nach Einbruch der Dämmung, erreichten sie ihr Ziel.
Sideris erwartete sie bereits ungeduldig, verlor jedoch kein Wort über
das späte Erscheinen.

Zu Shabans Verwunderung führte Sideris die Alte in das neue Haus. Er
ließ ihr dort ein Nachtlager herrichten, dazu ein gutes Mahl und einen
Krug Wein vorsetzen.
Die Vettel fragte nicht lange, sondern griff hastig zu.
Sideris setzte sich neben sie. Allerdings war er darauf bedacht, ihr nicht
zu nahe zu kommen. Ihre Ausdünstungen konnten wohl den stärksten
Mann umhauen.
Was eine versehentliche Berührung ihrer aussätzigen Haut bewirken
mochte, wollte sich Shaban gar nicht erst ausmalen.
‚Ekelhaft, dieses ärmliche Volk!’
Erst nach einer Weile begann Sideris, sein Anliegen vorzutragen: „Mütterchen,
man sagt, Ihr seid die beste Netzknüpferin der Stadt.“
Sie nickte zustimmend mit vollem Mund.
„Ich bitte Euch um Eure Hilfe in einer delikaten Angelegenheit. Es soll
Euer Schade nicht sein.“
„Was soll ich tun?“
„Morgen bei Tagesanbruch wird mein Gehilfe Euch eine Rolle feinster
Muschelseide bringen. Knüpft mir daraus ein engmaschiges Netz, fünf
Ellen lang, fünf Ellen breit. Nach jedem Knoten fügt eine rote Glasperle
ein. Aus dem Rest des Fadens knüpft ein weiteres Netz nach gleicher
Art. Meint Ihr, Ihr werdet es zustande bringen?“
Die Alte schaute ihn entrüstet an, schwieg aber. Stattdessen griff sie
nach dem Weinkrug und ließ den köstlichen Rebensaft in ihren Hals
laufen.
„Je früher Ihr diese Aufgabe beendet, um so größer soll Euer Lohn
sein“, schloss Sideris.
Er maß die Alte mit einem langen, strengen Blick.
„Wenn das so ist …“, sie wackelte vielsagend mit ihrem Kopf, „… werden
die Netze wohl bald fertig sein.“
Zufrieden erhob sich Sideris.
Shaban folgte ihm und sah seinen Meister fragend an.
„Das Netz, mein guter Shaban, wird uns ein weiterer Schutz gegen die Untoten sein. Einmal über sie geworfen, können sie sich nicht daraus befreien. Es ist so fest, dass sie es selbst mit ihren unglaublichen Kräften nicht zerreißen können. Sie mögen sich wehren wie wilde Bären. Das Netz wird sich nur noch enger um sie ziehen.“
„Und die Perlen?“
„Nur eine weitere Vorsicht. In einem Papyrus las ich, dass ein unwiderstehlicher
Drang die Obure zwingen würde, alles zu zählen, besonders Samenkörner und Perlen. Somit dürfte uns genügend Zeit verbleiben, ihnen den tödlichen Stoß zu versetzen.“
Shaban stimmte seinem Meister begeistert zu.

Das Dämonenamulett von Petra Starosky,
ISBN-978-3-8459-0738-3
erhältlich als Taschenbuch, in Großschrift und als E-Book

Wenn die Würfel fallen …

… bedeutet es immer eine Entscheidung. Und wenn Wein im Spiel ist, kann ein Würfelspiel ungeahnte Folgen haben. Das musste auch der Wirt der Schänke nahe Tarnowo erfahren.

Er setzte im Spielrausch gegen einen undurchsichtigen Gegner als letzten Einsatz seine beiden Töchter. Schließlich konnte er nicht ahnen, dass der Fremde unfair spielt und …

ein Vampir ist.

Eine Leseprobe und natürlich auch die ganze Geschichte gibt es bei BoD nach Klick auf das Cover:

ab sofort erhältlich!
auch bei amazon für Kindle erhältlich

Mädels, sattelt die Besen – es ist Walpurgisnacht

Es ist wieder soweit – die Party auf dem Blocksberg steigt! Wer nicht so weit fliegen will, findet sicher auch in der Nähe eine Gelegenheit sich am Feuer zu vergnügen.

Aber wie sollen wir eigentlich zum Ziel unserer Hexenträume gelangen, wenn irgendwelche Bürokraten ein Nachtflugverbot verhängen? Noch ist der BER lange nicht eröffnungsfertig, aber man droht mit der Inbetriebnahme. Ich glaube, wir müssen da mal was tun …

Hier eine Geschichte dazu: Nachtflugverbot

Ist es bald vorbei mit der nächtlichen Fliegerei?

Ein Kosthäppchen aus „Euleborn – verhängnisvolle Neugier“

Ich erstarrte mitten in der Bewegung, ließ den vollen Bierkrug, den ich gerade über den Tresen reichen wollte, fallen.

„Sophie, komm zu mir!“

Ich wollte dem Ruf nicht folgen. Doch meine Beine setzten sich von selbst in Bewegung, gehorchten nicht meinem furchtsamen Wunsch, in der stickigen Sicherheit der Gaststube zu bleiben. Eine unsichtbare Hand zog mich unaufhaltsam nach draußen.

„Sophie, ich warte!“

Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, ich wusste, wer mich rief. Nun hatte Frederik mich doch noch gefunden.

Wie durch Watte, die meine Ohren verstopfte, hörte ich die Wirtin aufschreien.

„Sophie, was ist mit dir? Mädel, du bist ja weiß wie da draußen der Schnee.“

‚Helft mir!’ flehten meine Augen angsterfüllt. Kein Laut kam meine Lippen während meine Füße meinen stocksteifen Körper weiter zur Tür zerrten.

Eine fremde grausame Macht hatte Besitz von mir ergriffen, meinen eigenen Willen ausgeschaltet. Wie eine Marionette an unsichtbaren Schnüren musste ich den verhängnisvollen Weg weitergehen. Das Blut gerann mir in den Adern, schauderliche Gänsehaut kroch meinen Rücken hinauf.

Schwer atmend öffnete ich die Tür. Der eisige Wind stob samt seinem Gefolge aus Myriaden von Schneeflocken wie vor sich selbst schutzsuchend an mir vorbei ins Wirtshaus hinein.

Zitternd vor Kälte und mit bangem Blick blieb ich stehen.

Durch das dichte Schneetreiben blitzten glühend rote Augen auf. Eine schemenhafte Gestalt ragte riesig im Schein des schwachen Lichtes, das aus der warmen Stube nach draußen fiel, auf.

Wieder hörte ich die leise, vorwurfsvolle Stimme: “Sophie, du hast mich lange warten lassen.“

Ich stand wie angewurzelt auf der Schwelle, konnte keinen Finger rühren, meine Gedanken versanken im wabbrigen Grau eines Albtraumes. Selbst die Nadelstiche der vom Himmel herabstürzenden Eiskristalle vermochten den Bann dieses Unholdes nicht zu lösen. Ich war ihm hilflos ausgeliefert.

Im nächsten Augenblick stand Frederik, fast vollständig eingehüllt in einen gräflichen grünen Mantel, dicht vor mir. Sein seltsam modriger Atem schlug mir ins Gesicht.

„Meine Rose, ich hatte dir doch verboten, wegzulaufen.“ tadelte er mich mit gefährlich klingender Sanftheit.

„Noch einmal entwischst du mir nicht.“

Sein Gesicht leuchtete bleich unter seiner dunklen Kapuze hervor, sein Mund verzog sich zu einem dämonischen Grinsen. Flüchtig ließ er mich seine glitzernd-weißen Fangzähne sehen.

Unsinnigerweise wünschte ich, die Patrouille wäre noch nicht wieder fortgeritten und würde den Gesuchten – ich war mir sicher, dass sie auch Frederik suchten – verhaften.

Eine Ewigkeit, schien es mir, schaute er mir tief in die Augen. Das glühende Raubtierrot wich dem faszinierenden Hellblau. Die Sternenpunkte in seinen Pupillen tanzten, winkten mir in fröhlichem Ringelreigen und zogen mich abermals unaufhaltsam in einen bodenlosen Abgrund.

Er schlug seinen weiten Mantel auseinander als wollte er mich mitsamt dem Wirtshaus darunter verbergen.

Doch plötzlich verzerrten sich seine Gesichtszüge zu einer entsetzlichen Fratze. Aus den glühenden Augen schienen Funken zu sprühen, aus seinem Mund ragten seine riesigen Reißzähne, die jeden Wolf beschämen würden.

Mit einem unheimlichen Fauchen sprang er zurück und verbarg sein Gesicht angstvoll schützend unter seinem Umhang.

Im gleichen Moment schwirrten aufgebrachte Stimmen um mich herum. Starke Hände zogen mich zurück in die rettende Wirtsstube. Erst als ich den verstörten Gesichtsausdruck meines Vaters erkannte, erwachte ich aus der unheimlicher Trance. Weinend stürzte ich mich in seine Arme.

Auszug aus
„Euleborn – verhängnisvolle Neugier“ von Petra Starosky


Der Verlagsvertrag ist beendet, daher gibt es nur noch wenige Restexemplare – schnell zugreifen!

alle Rechte bei Petra Starosky

Euleborn ade

Vor neun Jahren, also 2010, ermöglichte es mir der Noel-Verlag, meinen ersten Roman zu veröffentlichen. Noch einmal an dieser Stelle vielen Dank an das Team für die Betreuung und Beratung.

Doch nun wird es Zeit, ade zu sagen. Der Verlagsvertrag ist beendet und somit sind nur noch wenige Exemplare von Sophies Tagebuch erhältlich.

Aber auf mich warten neue, spannende Ideen, die ich erzählen möchte.

Vielleicht – wer weiß – kehren meine Romanhelden ins schlesische Eulengebirge zurück und schlagen ein neues Kapitel in der Euleborn auf.

Also, wer noch ein Exemplar von „Euleborn – verhängnisvolle Neugier“ möchte, sollte sich beeilen, bevor die Restexemplare verkauft sind.

Hier für alle, die noch nichts von der Euleborn und Sophie gehört haben, der Klappentext:

Licht geistert durch die verlassene Burg Euleborn und versetzt die Bewohner des kleinen Dorfes im schlesischen Eulengebirge in helle Aufregung. Wie aus alten Legenden überliefert, wünscht auch die neue geheimnisvolle Burgherrin sechs Jungfrauen des Dorfes in ihre Dienste zu nehmen.
Sophie, ein ebenso lebenslustiges wie furchtloses Mädchen, ist tief enttäuscht, dass sie nicht zu den Auserwählten gehört. Neugier und Neid nagen ständig an ihr, bis sie den verhängnisvollen Entschluss fasst, sich eigenmächtig in die Burg einzuschleichen. Begleitet von schauerlichem Wolfsgeheul dringt sie bei Sonnenuntergang in das alte Gemäuer ein und muss Zeuge einer tödlich-erotischen Zeremonie zur Erweckung neuer Vampire werden. Auf diese Art gräflichen Nachwuchses war Sophie nicht vorbereitet. Von Entsetzen gepackt, will sie nur noch diesem Alptraum entfliehen. Weit kommt sie allerdings nicht. Jungvampir Frederik erwischt sie kurz vor dem rettenden Turm. Er findet Gefallen an dem verängstigten Mädchen und schleppt sie als sein Liebesspielzeug in ein abgelegenes Gemach. Mit stürmischer Leidenschaft bringt er in Sophie die Blume der Lust zum Blühen. Und dieses Schäferstündchen bleibt nicht folgenlos …

Schdobb’lhobbsor

Was bitte sind Schdobb’lhobbsor?

Wer aus dem Sächsischen kommt oder den Dialekt beherrscht, weiß vielleicht mit dem Begriff etwas anzufangen.

Für alle anderen kommt zur Erklärung ein Textschnippsel aus dem Roman „Ein geheimnisvolles Grab unter der Schwelle“:

„Wie alt bist du denn?“ „Ach, noch nicht sehr alt, nur so fünfhundert Sommer.“ Er winkte gelangweilt ab.
Doretta wusste nicht so recht, ob sie ihm glauben sollte. Sie beschloss,
es erst einmal dabei zu belassen. Vielmehr wollte sie mehr von Kalmus
über den Schmied erfahren.
„Was hat er getan?“
„Fing alle unsere Fische weg, nicht einen ließ er uns! Unerhört! Und
seine Schdobbelhobbser waren noch schlimmer.“
„Seine bitte was?“
„Seine Bälger, die oben über die Felder schlichen und die Ernte klauten.“
„Du meinst seine Kinder?“
„Genau die.“
„Warum waren die noch schlimmer?“
„Die haben Hasen in Schlingen gefangen und sogar Feuer gelegt auf
den Feldern. Im Nöckbach stellten sie Fallen auf. Meine arme Lilyjara
verfing sich einmal darin und tat sich sehr, sehr weh. Viele Nächte
bangte ich um sie.“ Eine kleine Träne kullerte aus seinem Auge.
„Das tut mir leid.“ Doretta war ehrlich betroffen.

Schönfelder Hochland / Pillnitzer Elbplateau

mehr unter www.Petra-Starosky.de

„Ein geheimnisvolles Grab unter der Schwelle“.
(Petra Starosky, erschienen Oktober 2018 bei BoD)

* erhältlich im BoD-Buchshop und vielen Buchhändlern als Taschenbuch und E-Book *

Dr. Tymann in Not

Ich freue mich ja über jede Rückmeldung zu meinen Geschichten. Aber vor kurzem hat mich eine Email doch irritiert – sie kam von einer meiner Romanfiguren!

„Dr. Tymann in Not!“ lautete die Betreffzeile.

(Dr. Tymann ist der Bausachverständige in meinem aktuellen Roman „Ein geheimnisvolles Grab unter der Schwelle“.)

Er war wohl mit seiner Nebendarstellerrolle nicht so ganz ausgelastet und wollte auf eigene Faust die Gegend um die alte Schmiede erkunden. Dabei hat er es geschafft, die Tür zum Tunnel aufzubekommen. Leider fiel sie hinter ihm zu – oder wurde sie zugestoßen? – und ließ sich nicht mehr öffnen.

Nun rief er aus dem Berg um Hilfe.

Nachdem ich ihn gerettet hatte (das erzähle ich bald in einer Kurzgeschichte) fuhr ich am Montagmorgen guter Laune ins Büro. Seit einiger Zeit begleiten mich Hörbücher auf der Autofahrt. An diesem Morgen begann ich Sebastian Fitzeks „Die Therapie“ zu hören.

Erst mit Verwunderung, dann mit Entsetzen erzählte der Sprecher Simon Jäger von einer Schriftstellerin, die plötzlich ihre Romanfiguren trifft und sogar von ihnen verfolgt wird.

Jetzt kann ich nur hoffen, dass die von mir Erschaffenen in der Bücherwelt bleiben und mir nicht wirklich eines Tages über den Weg laufen – das könnte fatale Folgen haben!